ARK Basel

«Kaligraphie | Kakophonie – Alfredo Pauletto, Max Kämpf Ursina Stratenwerth, Erica Schnell-Stettler, Oliver Jauslin»

«Tilly Keiser 1921-2001 – Trotzig | Träumend»
4. November 2022 - 26. November 2023
Basel-Landschaft, Schweiz

Kann eine Schönschrift hässlich klingen?

In der neuen Ausstellung spielt ARK Basel mit dem Gegensatz von Kalligraphie und Kakophonie. Der erfreuliche Zuwachs übernommener Nachlässe ermöglicht es dabei erstmals, mehrere Künstlerinnen und Künstler in einer Präsentation zu vereinen.

Im Zentrum der von Andreas Chiquet, Marc Keller und Franziska Hofer kuratierten Gruppenausstellung steht das Lebenswerk von Alfredo Pauletto (1927 – 1985). Dazu gesellt sich ein kleiner Teilnachlass von Erica Schnell-Stettler (1940 – 2019) sowie eine Werkreihe abstrakter Pinselzeichnungen von Max Kämpf (1912 – 1982). Ergänzt wird die Präsentation mit Arbeiten der noch immer tätigen Künstlerin Ursina Stratenwerth (*1924) und mit expressiven Bildstrecken des jungen Muttenzer Malers Oliver Jauslin (*1998).

Der gemeinsame Nenner der Werke der fünf Kunstschaffenden findet sich in ihrer zeitweiligen Neigung zu kalligraphieverwandten Ausdrucksformen. Die entsprechenden Werke erinnern an Schrift und sind doch keine solche. Statt der Verständigung zu dienen, lösen sich diese in reine Sinnfreiheit auf.

Kunsthistorisch ist das Ausstellungsthema im Bereich des
Abstrakten Expressionismus, des Informel oder Action Painting zu verorten. Diese Leitströmungen der 1950er Jahre radikalisierten die Abwendung vom Literarischen
und Gegenständlichen und versuchten im kreativen Prozess die Kontrolle des Verstandes zu unterlaufen. Der in manchen Exponaten bewusst angestrebte Kontrollverlust steht in schroffem Gegensatz zur hohen Übungskultur traditioneller Kalligraphie. Dieser unverfälschte gestische Selbstausdruck kann auch den Charakter einer Kakophonie annehmen – wird doch damit ein Gelingen als Ziel grundsätzlich in Frage gestellt.

Es ist eine der Besonderheiten der neuen Ausstellung von ARK Basel, dass Werke aus Nachlässen zusammen mit einer aktuellen künstlerischen Position zu sehen sind. In der Konfrontation erhalten die Arbeiten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine unerwartete Aktualität, während der Sinn der Sammlungstätigkeit von ARK Basel visuell greifbar wird.